»Woman of Iran« – das Schöne und Schreckliche des Frauseins

Die massive Unterdrückung der iranischen Frauen, die Ungleichheit der Geschlechter sowie die insgesamt schlechte wirtschaftliche und politische Lage im Land animierten die iranische Bevölkerung im letzten Jahr zu einem regelrechten Aufschrei, der auch in anderen Ländern immer lauter wurde und nun zunehmend gehört wird. Die Ausstellung »Woman of Iran«, welche Anfang November im Park Art Space in Wiesbaden zu sehen war, zeigte Werke, welche die fatale Situation im Iran aufgreifen und in denen die Ungerechtigkeit gegenüber iranischen Frauen auf emotionale Weise verarbeitet wird. Zu sehen waren allerdings nicht nur die Wut, Verzweiflung und Frustration, sondern auch ein das Leben feiernder, feministischer Ansatz. 

Die Galerie Park Art Space ermöglichte fünf unterschiedlichen Künstlerinnen aus dem Iran eine Plattform für ihre Arbeiten und eröffnete den Raum für einen wichtigen Austausch, der dazu führte, dass sich die Frauen in ihrer Mission, auf die Missstände im Iran aufmerksam zu machen, gehört und gesehen fühlten. Damit stand nicht nur die Kunst im Vordergrund des Abends, sondern eine ganz bestimmte politische Botschaft an die Gesellschaft: Frauenrechte sollen und müssen geschützt werden. 

Werk der Ausstellung »Woman of Iran«, Künstlerin: Hanieh Yazdanjoo
Werk der Künstlerin Hanieh Yazdanjoo, © Park Art Space

Bilder, die Geschichten erzählen

Die Künstlerinnen Hanieh Yazdanjoo, Fari, Sepideh Kazemi, Perichehr Mahdavifar und Nava Zarabian erzählen in ihren Werken von Erfahrungen und Geschichten, die sie als iranische Frauen gemacht haben und offenbaren dabei Gefühle, die sich nicht in Worten ausdrücken lassen. Ihre Kunst zeigt nicht allein die schönen Aspekte des Frauseins, sondern reflektiert und hinterfragt eine ganze – für viele Menschen unvorstellbare – Lebenswelt und Kultur, die den Frauen das Recht auf ihre Freiheit untersagt. »Die Entscheidung, die Ausstellung als Gruppenausstellung zu gestalten, fühlte sich richtig an. Es drückt Solidarität aus«, betonen die Künstlerinnen in diesem Zusammenhang. 

Einige der an dem Abend ausgestellten Werke der Künstlerin Hanieh Yazdanjoo zeigten mit Blumen und Ranken dekorierte Frauenfiguren, die sich vor allem durch ihre langen, welligen Haare auszeichnen. Die Haare spielen einerseits auf den tragischen Fall von Mahsa Amini an, deren Verhaftung wegen des Verstoßes gegen das staatliche Hidschāb-Gesetztes vergangenen Jahres tödlich endete. Andererseits steht die Haarmähne symbolisch für den Kampf für Freiheit. »Jedes meiner sechs Kunstwerke spiegelt meine eigenen Erfahrungen und Emotionen wider«, beschreibt die Künstlerin Hanieh Yazdanjoo kunst & kultur HARTENBACH gegenüber und offenbart, dass sie die Thematik rund um die Situation der Frauen im Iran persönlich tief betrifft und berührt. »Der Abend war für mich eine emotionale Reise, die einerseits sehr süß und andererseits sehr bitter war«, erklärt die Künstlerin in diesem Zusammenhang.

Ein Werk der Ausstellung »Woman of Iran«, Künstlerin: Hanieh Yazdanjoo
Werk der Künstlerin Hanieh Yazdanjoo, © Park Art Space

Spenden für den guten Zweck

Den gesamten Abend über wurden Spenden für den guten Zweck gesammelt. Der Gewinn geht an Hawar Help – eine Organisation, die sich dem Schutz der Frauenrechte widmet. Der Veranstalter selbst integrierte sich mit einem prozentualen Anteil des Verkaufs der Werke und steuerte somit dem Spendenziel bei. 

Neben dem Sammeln von Spenden gab es eine weitere Besonderheit, die alle Anwesenden zutiefst berührte und beeindruckte: aus der Emotion des Abends heraus entschloss die Künstlerin Hanieh Yazdanjoo als Solidaritätsbekundung für die Frauen im Iran, sich vor dem Publikum die Haare abzuschneiden. »Das Abschneiden meiner Haare war eigentlich nicht geplant, aber ich hatte schon öfter drüber nachgedacht. Viele denken, dass die Proteste im Iran vorbei sind und die Probleme nicht mehr existieren, weil in den Nachrichten nicht mehr viel darüber berichtet wird. Aber ich wollte darauf aufmerksam machen und die Leute erinnern, dass es noch immer Probleme im Iran gibt und die Frauen dort noch immer leiden. Auch wollte ich zeigen, dass solange Frauen im Iran – oder sonst wo auf der Welt – unter Situationen wie dieser leiden, die Proteste weitergehen werden und wir weiter nach Wandel streben werden, bis wir die Rechte, die uns zustehen, zurückgewonnen haben. Ich habe die Gelegenheit genutzt, um dies zu betonen.«  

Eindrücke der Ausstellung »Woman of Iran«
Eindrücke von der Ausstellung »Woman of Iran«, © Park Art Space

Ausstellung

»Woman of Iran« im Park Art Space Wiesbaden

Öffnungszeiten von Park Art Space:

Di, Do, Fr: 12-18 Uhr

Mi, Sa: 10-18 Uhr   

Kaiser-Friedrich-Platz 3

65183 Wiesbaden