Ausstellung »Resonanzräume« im Nassauischen Kunstverein

Der Begriff Resonanz leitet sich vom lateinischen Wort »resonare« ab und bezieht sich auf das Phänomen des Mitschwingens eines Körpers in der Schwingung eines anderen. Resonanz findet unter anderem Anwendung in der Physik und Musik, wo sie verwendet wird, um Schwingungen zu verstärken, sowie im gesellschaftlichen Diskurs, wo sie Zustimmung und Unterstützung für Ideen oder Botschaften beschreibt. 

In der didaktischen Ausstellung »Resonanzräume« wird dieses Konzept in verschiedenen Kontexten erforscht. Inspiriert von der Frage, wie Menschen in Beziehung treten und Resonanz in der modernen Welt erzeugen können, greifen die Künstler:innen diese Themen auf.  Die Präsentation stellt eine kritische Betrachtung darüber an, wie die heutige Gesellschaft Beziehungen und Resonanz erfährt, eine Frage, die der renommierte Soziologe Hartmut Rosa in seinen Positionen behandelt. Die Kernfrage der Ausstellung, inspiriert von Rosa, ist: Wie können die Resonanzräume unserer Welt miteinander in Einklang stehen? Diese Frage wird angesichts der aktuellen Herausforderungen unserer Zeit besonders relevant, da die Welt einem ständigen Wandel unterliegt.

Werk von Theo Steiner »Selig«
Theo Steiner »Selig«, © Nassausicher Kunstverein Wiesbaden, Christian Lauer

Raumkunst und Sozialforschung unter einem Dach

Die Werke bieten dem Betrachtenden eine breite Palette an Ausdrucksformen, von Fotografien über Filme bis hin zu Zeichnungen. Die Künstler:innen lehren zugleich an der Hochschule RheinMain, eine Kooperation zwischen der Hochschule und dem Kunstverein besteht bereits seit längerer Zeit. Bereits seit dem Jahr 2021 besteht eine Arbeitsgruppe mit dem Titel Resonanzgruppe, die Teil des neuen künstlerisch-gestalterischen Forschungsschwerpunkt Artistic & Design Research in Media & Architecture der Hochschule RheinMain in Wiesbaden ist.

Während einige Werke die Besuchenden direkt ansprechen und berühren, mögen andere als verkopft oder zu abstrakt empfunden werden. Dies ist jedoch Teil des Reizes der Ausstellung, da sie bewusst Raum für individuelle Gedanken und Interpretationen lässt. Die Kunstwerke spiegeln die Struktur unserer Gesellschaft und ihre sich ständig ändernde Natur wider. Die Ausstellung regt dazu an, darüber nachzudenken, wie Menschen in der Stadtgesellschaft interagieren, wie sie sich fortbewegen und bauen. Wie sieht beispielsweise eine Gesellschaft im Jahr 2100 aus? 

Zudem zeichnet sich die Ausstellung durch eine klare Struktur und eine sorgfältige Präsentation aus, die über zwei Stockwerke reicht und digitale Elemente enthält. Die Werke sind abwechslungsreich und spiegeln die Vielfalt der Objekte und Materialien wider. Die Texte zu den Werken stammen von den Künstler:innen selbst, was einen tieferen Einblick in ihre kreativen Prozesse ermöglicht.

Blick in den Ausstellungsraum der Ausstellung »Resonanzräume«
Ausstellungsraum der Ausstellung im Nassauischen Kunstverein »Resonanzräume«, © Nassausicher Kunstverein Wiesbaden, Christian Lauer

Einblicke in die Ausstellung

Zu den Höhepunkten der Ausstellung gehören unter anderem der »Kirschblütenreaktor« von Ralf Kunze, eine fiktive Raumkomposition, die die fotografische Präsenz japanischer Nelkenkirschbäume in den Straßen von Wiesbaden zeigt. Die Rauminstallationen von Ralf Kunze sind darauf ausgerichtet, klassifizierte Phänomene auf eine unkonventionelle Weise zu betrachten, um die Wahrnehmung zu verändern.

Ein weiteres Highlight ist das Video mit dem Titel »Dendriten« von Juliane Henrich. Dieses beeindruckende Werk besteht aus einem Film auf drei Screens, die miteinander resonieren. Juliane Henrich versucht, das Immaterielle des Digitalen sichtbar zu machen und verknüpft dies mit Textfragmenten des frühromantischen Dichters Novalis, die durch eine KI-generierte Stimme eingesprochen werden. Die Künstlerin erforscht beispielsweise die Resonanz zwischen Data-Mining und realen Minenschächten und stellt Fragen zur Zukunft und Nachhaltigkeit auf. Die Ausstellung »Resonanzräume« im Nassauischen Kunstverein wirft viele Fragen auf, die unsere Gesellschaft aktuell bewegen. Sie bietet einen Raum für Reflexion und Inspiration und regt die Besuchenden dazu an, ihre eigenen Antworten auf die großen Fragen der Zukunft zu finden. Der Nassauische Kunstverein hat mit dieser Ausstellung ein Werk geschaffen, das nicht nur die Kunst, sondern auch unsere Welt in Resonanz versetzt. 

Ausstellungswerke, links Ralf Kunze »Kirschblüten Reaktor«, rechts Juliane Henrich »Dendriten« Videoinstallation
Ausstellungswerke, links Ralf Kunze »Kirschblüten Reaktor«, rechts Juliane Henrich »Dendriten« Videoinstallation, © Nassausicher Kunstverein Wiesbaden, Christian Lauer

Ausstellung

»Resonanzräume« im Nassauischen Kunstverein Wiesbaden noch bis zum 17. Dezember 2023.

Öffnungszeiten:

Di, Mi, Fr: 14-18 Uhr

Do: 14-20 Uhr

Sa, So: 11-18 Uhr    

Nassauischer Kunstverein Wiesbaden

Wilhelmstraße 15 65185 Wiesbaden